Hilfsorganisationen: Das Rückgrat des Katastrophenschutzes in Deutschland?

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Inhalt dieser Podcast-Folge

Heute bei uns zu Gast ist René Burfeindt, Bereichsleiter „National Hilfsgesellschaft“ vom DRK. Wir sprechen mit ihm über die Hilfsorganisationen in Deutschland und befragen ihn zu unserer These „Hilfsorganisationen sind Rückgrat des Katastrophenschutzes in Deutschland“. 

Gast: René Burfeindt

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Hosts:

Frank Nägler 
Manuel Behrenbruch

Einsatzbereit - Der Katastrophenschutz-Podcast

Transkription dieser Folge

Manuel Behrenbruch | 00:00:00 Von wem würdest du dir diese Wertschätzung wünschen?

René Burfeindt | 00:00:03 Von der Politik im Endeffekt. In den meisten Fällen ist es natürlich Ländersache, aber es gibt so zwei Punkte, wo ich mir vorstelle, dass man da mehr machen kann, um auch Wertschätzung zu zeigen gegenüber denen, die ihre Familie zu Hause lassen, in ihrer Freizeit, nachts wann auch immer losfahren, um anderen Menschen zu helfen. Der Katastrophenschutz-Podcast. Ehrenamtlich. Freiwillig. Verantwortlich. Mit Frank und Manuel.

Manuel Behrenbruch | 00:00:48 Einsatzbereit. Punkt jetzt. Der Katastrophenschutz-Podcast. Ich bin Manuel.

Frank Nägler | 00:00:52 Und ich bin Frank.

Manuel Behrenbruch | 00:00:54 Ja, er war lange Zeit Zugführer beim DAK in Hamburg. Er war bei zahlreichen Einsätzen aktiv, vor Ort häufig auch als Einsatzleiter oder im Führungsdienst und das alles vor allen Dingen im Ehrenamt. Es gibt noch einen hauptamtlichen Part bei ihm. Da war er lange Zeit auch beim Deutschen Roten Kreuz in Hamburg im Landesverband, der Referent für Katastrophenschutz. Er war Mitglied der Geschäftsführung der Mediservice, was ein Tochterunternehmen des DRK Landesverbandes in Hamburg ist. Und aktuell ist er Bereichsleiter beim Generalsekretariat am Deutschen Roten Kreuz in Berlin und ist dort Bereichsleiter nationaler Hilfsgesellschaften. Er ist René Burfeind und wir freuen uns wirklich sehr. René, schön, dass du da bist.

René Burfeindt | 00:01:31 Ja, vielen Dank, Manuel Frank, dass ich hier sein darf. Ich freue mich sehr.

Frank Nägler | 00:01:34 Herzlich gerne. Wir freuen uns, dass du hier bist.

Manuel Behrenbruch | 00:01:36 Das waren jetzt so eine Menge Infos, mit denen ich noch nicht so richtig greifen kann, was dahinter steht. War es denn erstmal richtig, vor allem so dieser hauptamtliche Plan?

René Burfeindt | 00:01:45 Ja, fast würde ich sagen. Der Bereich heißt Nationale Hilfsgesellschaft. Das leitet sich ganz einfach ab aus dem DRK-Gesetz. Das Deutsche Rote Kreuz ist die Nationale Rotkreuzgesellschaft auf deutschem Boden. Und deswegen dieser etwas kryptische Name für den Bereich. Der Bereich selber umfasst tatsächlich mehr oder weniger einen Bauchladen. Alles, was das Deutsche Rote Kreuz im Bereich Blaulicht, Bevölkerungsschutz in Deutschland macht, das ist da subsummiert. Und wir sind in etwa 200 Personen, die diese Grundsatzthemen bewegen, inklusive Suchdienst, inklusive Rettungsdienst etc.

Frank Nägler | 00:02:21 Ja René, wir starten immer ganz gerne mit einer sogenannten Schnellantwortrunde. Und ich stelle dir jetzt immer so zwei Begriffe entgegen und erwarte deine spontane Antwort. Bist du bereit?

René Burfeindt | 00:02:34 Werden wir gleich sehen. Okay.

Frank Nägler | 00:02:36 Kuli oder Füller?

René Burfeindt | 00:02:37 Kuli.

Frank Nägler | 00:02:39 Kochen oder bestellen?

René Burfeindt | 00:02:40 Bestellen.

Frank Nägler | 00:02:42 Buch oder Hörbuch? Buch.

René Burfeindt | 00:02:45 Hätte ich sofort sagen können. Okay.

Frank Nägler | 00:02:47 Bier oder Wein?

René Burfeindt | 00:02:49 Das ist schwierig. Beides?

Frank Nägler | 00:02:51 Beides auch in Ordnung. Und der letzte Punkt, vor Ort oder im Stab?

René Burfeindt | 00:02:56 Lieber vor Ort.

Frank Nägler | 00:02:57 Lieber vor Ort,

Manuel Behrenbruch | 00:02:57 alles klar. Das sind vor allem unfassbar schnelle Antworten. Ja. Außer beim Alkohol, da war es ein bisschen, da musst du ja überlegen. Aber ansonsten doch relativ eindeutig. Kuli oder Füller, was hast du da gesagt?

René Burfeindt | 00:03:08 Kuli. Kuli. Ja, kommt ein bisschen drauf an. Ich glaube, im täglichen Geschäft ist es eher so der Kuli. Wenn man Kram unterschreiben muss, dann hole ich auch gerne mal einen Füller raus. Aber irgendwie. Meine Schrift ist auch nicht so schön. Beim Füller, das schmiert schon ziemlich eklig dann.

Manuel Behrenbruch | 00:03:23 Und da schreiben musst du wahrscheinlich auch in deinem Berufsalltag. Du hast ja schon ein bisschen angerissen, was so alles dazugehört zum Bereichsleiter Nationaler Hilfsgesellschaft. Aber was machst du denn so den ganzen Tag? Wie müssen wir uns das vorstellen?

René Burfeindt | 00:03:34 Ja, das ist eine ziemlich gute Frage. Ich glaube, meine Leute fragen sich das auch die ganze Zeit. Und gerade wenn man im Roten Kreuz ist und nicht direkt in Berlin im Generalsekretariat sitzt, dann fragen sich wahrscheinlich auch die Landesverbände und Kreisverbände die ganze Zeit, was machen die da eigentlich im GS? Schon. Kenne ich ja auch schon, weil wenn man im Landesverband sitzt, dann fragen das die Kreisverbände auch die ganze Zeit und jetzt noch eine Stufe mehr sozusagen. Wir machen im Kern eigentlich Spitzenverbandsarbeit und Interessenvertretung. Das heißt, der Bereich, den ich vertrete, da haben wir so bummelig die Interessen von 350.000 Ehrenamtlichen im Roten Kreuz, die sich irgendwie im Katastrophenschutz, im Bevölkerungsschutz einsetzen. Vielleicht so rund, ganz genau wissen wir es ja nicht, wir sind ja föderal organisiert, irgendwas zwischen 35.000 und 40.000 Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten. Und da sind wir das Bindeglied zu den Ministerien auf Bundesebene in Richtung Politik und wollen natürlich auch gestalten, schreiben Grundsatzkonzepte, beteiligen regelmäßig den Verband an Themen, die uns da bewegen. Und ein bisschen operatives Geschäft machen wir aber auch, nämlich immer dann, wenn es ausreichend groß wird. Eigentlich eher im Zivilschutzfall. Das haben wir leider in den letzten Jahren häufig genug erleben müssen, dass auch auf Bundesebene der Bundesverband, das Generalsekretariat aktiv werden musste in der Corona-Pandemie, im Hochwassereinsatz 2021, in der Flüchtlingsnothilfe für Geflüchtete aus der Ukraine und jetzt zuletzt auch im... im Bereich der humanitären Logistik für Türkei und Syrien, das Erdbeben dort.

Manuel Behrenbruch | 00:05:08 Zivilschutznummer, ich muss mal in meinem Kopf kramen, aber das war der Zustand im Verteidigungsfall. Schutz der Bevölkerung dann.

René Burfeindt | 00:05:16 Korrekt, genau.

Manuel Behrenbruch | 00:05:17 Während der Katastrophenschutz immer stattfindet. Ist das so weit richtig?

René Burfeindt | 00:05:21 Sache der Länder, genau. Ja,

Manuel Behrenbruch | 00:05:23 Katastrophenschutz wird ja heute auch ein Thema sein, da sind ja viele eigentlich mit eingebunden. Wir haben die Feuerwehren, ob freiwillig oder die Berufsfeuerwehren, wir haben das Technische Hilfswerk. Bundeswehr, Behörden und wir haben eben aber auch die ganzen Hilfsorganisationen, die in Deutschland sich so tummeln. Arbeiter Samariterbund, die DLRG, das Deutsche Rote Kreuz, Johann und da, die Dornenfallhilfe und Malteser Hilfsdienst. Und die Hilfsorganisationen, das ist zumindest so unser Gefühl, stellen irgendwie schon so das Rückgrat des Bevölkerungsschutzes dar. Das ist aber so ein Gedanke, den wir so wahrnehmen und das wollen wir einmal mit dir besprechen. Was denkst du, ist das so?

René Burfeindt | 00:06:03 Voll, absolut. Also ich meine, die Kolleginnen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehren sind natürlich in den Kommunen super aktiv an jeder Ecke. Aber wenn wir in Richtung Katastrophenschutz und insbesondere auch in den Zivilschutz gehen, da kommt ja nichts mehr. Also klar gibt es die Kolleginnen und Kollegen vom THW, aber dann sind es die York, die da irgendwie in die Bresche springen müssen.

Frank Nägler | 00:06:30 Wir haben irgendwo mal eine Zahl gesehen oder gelesen, die sagt, 90 Prozent des Bevölkerungsschutzes wird durch Ehrenamtliche gestellt. Ist das eine Behauptung oder eine Zahl, der du folgen kannst?

René Burfeindt | 00:06:43 In Deutschland auf jeden Fall ganz leicht. Tatsächlich, die 90 Prozent schreiben wir auch immer und überall rein. Wenn wir mit der Politik sprechen, wenn wir in der Verwaltung unterwegs sind, das ist genau die Zahl, die wir auch so überschlagen, schätzen. Ich halte das für sehr, sehr, also sagen wir mal so, andersrum. Vielleicht ist es sogar mehr. Tatsächlich haben wir die hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen bei den Berufsfeuerwehren, dann haben wir ein bisschen was beim THW, dann haben wir im Rettungsdienst Angestellte und alles andere, drüber hinaus ist natürlich Ehrenamt.

Frank Nägler | 00:07:11 Aber THW ist doch auch hauptsächlich Ehrenamt, oder?

René Burfeindt | 00:07:14 Es gibt eine Handvoll Hauptamtliche. Es gibt mehr als eine Handvoll Hauptamtliche.

Manuel Behrenbruch | 00:07:19 Aber mir ist es auch, ich war ja auch im Ahrtal in der Hochwasserkatastrophe vor Ort im Einsatz und dann habe ich mir das auch so mal angeguckt und mir überlegt, wie würde das ja eigentlich aussehen. wenn das Ehrenamt hier weg wäre. Und ich glaube, es wäre ganz schön leer gewesen.

René Burfeindt | 00:07:33 Ich glaube, da wäre gar nichts passiert an der Stelle. Also klar, in Amtshilfe kommt vielleicht mal die Bundeswehr dazu, auch im Katastrophenfall. Wir haben Berufsfeuerwehren, wir haben den Rettungsdienst, der hauptamtlich getragen ist an vielen Stellen. Aber alles drüber hinaus ist tatsächlich ehrenamtlich. In Deutschland, unser System ist, glaube ich, ein super gutes. Ohne Ehrenamt wird es nur nicht funktionieren. Und wenn ich darf, würde ich auch... Vielleicht ein, zwei Punkte bringen, wo ich mir mehr Wertschätzung wünschen würde an der Stelle für Ehrenamt, weil die Bevölkerung darauf angewiesen ist.

Manuel Behrenbruch | 00:08:03 Von wem würdest du dir diese Wertschätzung wünschen?

René Burfeindt | 00:08:06 Von der Politik im Endeffekt. In den meisten Fällen ist es natürlich Ländersache, aber es gibt so zwei Punkte, wo ich mir vorstelle, dass man da mehr machen kann, um auch Wertschätzung zu zeigen gegenüber denen, die ihre Familie zu Hause lassen, in ihrer Freizeit, nachts wann auch immer losfahren, um anderen Menschen zu helfen. Das eine Thema ist das Thema Helfergleichstellung. Also die anerkannten Hilfsorganisationen sind da seit Jahrzehnten mittlerweile hinterher, eine Gleichstellung zu erreichen mit den ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen von THW und Freiwilligen Feuerwehren. Da geht es einfach darum, dass Verdienstausfall gezahlt wird, dass eine Freistellung im Einsatzfall stattfinden kann, dass man auch für Übungen und Ausbildung freigestellt wird und dass es eine soziale Absicherung gibt. Und da gibt es eine Ungleichbehandlung zwischen THW, Freiwilliger Feuerwehr. Und den weißen Hilfsorganisationen. Das fühlt sich nicht richtig an, weil im Endeffekt setzen die sich alle gleich für die Bevölkerung ein.

Manuel Behrenbruch | 00:09:02 Glaubst du, es gibt einen Grund dafür? Also wahrscheinlich hast du das Thema ja schon häufiger platziert. Es wirkte jedenfalls so, als wäre das auch ein Herzensthema, was du mitgebracht hast. Wie sind die Reaktionen darauf, wenn du den Appell platzierst?

René Burfeindt | 00:09:15 Ich bin ja nicht alleine damit unterwegs. Der Verband des Rote Kreuz macht das schon seit vielen, vielen Jahren an allen Ecken, ob es jetzt auf Landesebene ist oder auf Bundesebene. Ich glaube, dass eine Sache dahinter steht, dass natürlich die Feuerwehren und das THW erstmal staatliche Einrichtungen sind. Da fällt es vielleicht auch leichter, so eine gesetzliche Grundlage zu finden und die anerkannten HIOGs sind in dem Sinne private. Also natürlich haben sie sich genauso verpflichtet, im Katastrophenschutz mitzuwirken. Und im Katastrophenschutz gibt es das Problem in der Regel auch nicht. In den Landeskatastrophenschutzgesetzen ist meist die Schwelle Katastrophe so, dass die Gleichstellung stattfindet. Alles darunter ist ein Problem. Also in der täglichen Gefahrenabwehr, wo hier in Hamburg Patiententransportzug bei einer Evakuierung eines Altenheimes eingesetzt wird. Wo unter der Woche abends die Leute einfach in ihrer Freizeit hinkommen, die Nacht durch Arbeiten bis um vier in der Notunterkunft sicherstellen und dann am nächsten Morgen leider zur Arbeit müssen, weil sie keinen Anspruch auf Freistellung haben. Und das ist tatsächlich ein Problem, das ist unfair, das fühlt sich nicht richtig an an vielen Ecken. Und da gibt es möglicherweise, und das ist eine ganz persönliche Einschätzung, Ängste, glaube ich, bei Politik und Verwaltung. Dass man damit auch Kosten produzieren würde. Aber im Endeffekt tut mir leid, wenn man da einen Business Case draus machen würde. Meine Einschätzung ist, dass wir bundesweit dafür vielleicht 2 Millionen Euro brauchen. Und dann ist das Thema aus der Welt. Die Zuständigkeit liegt nur leider bei den Ländern. Der Bund kann es an vielen Stellen gar nicht so leicht regeln. Wir haben da Ideen mit Mustergesetzen etc. Aber so richtig darauf angesprungen wird er nicht. Soweit wie jetzt. Waren wir aber auch noch nie, muss man sagen. Das ist es eben. Naja, der Koalitionsvertrag, der Ampel hat ganz klar reingeschrieben, dass sie da eine Angleichung haben möchten. Das gab es noch nicht. Also von daher sind die Weichen ganz okay gestellt. Wir bleiben dran. Wir sind auch mit ganz vielen Abgeordneten aus dem Bundestag, aus dem Deutschen Bundestag da im Austausch, die das wirklich wollen. Für die das genauso eine Herzensangelegenheit ist. Die sich auch ehrenamtlich engagieren. Die verstehen, warum das sinnvoll ist. Und im Endeffekt, du hast ja vom Ahrtal gesprochen. Wir verschenken Ressourcen. Also der Aufwand, der dahinter steht, die Leute für ihr Ehrenamt in Einsätze zu bringen, ist riesengroß und das vertun wir einfach.

Frank Nägler | 00:11:35 Du sagtest gerade ja, dass Katastrophenschutz Ländersache ist. Die Gesetzgebung soll aber auf Bundesebene passieren. Kann das funktionieren?

René Burfeindt | 00:11:44 Naja, das wäre mein Wunsch. Ich glaube aber, dass wir auf die Rückfallebene Länder gehen sollten und deswegen sind wir natürlich auch ganz aktiv. mit den DRK-Landesverbänden daran, auf die Landespolitik jeweils dann auch einzuwirken. Und da gibt es ja auch erste Erfolge, muss man sagen. Einige Bundesländer haben Gesetze verabschiedet, wo die Hälfergleichstellung nahezu 100 Prozent umgesetzt ist.

Frank Nägler | 00:12:08 Weißt du zufällig, in welchen Bundesländern das ist?

René Burfeindt | 00:12:10 Ja, Hessen zum Beispiel ist sehr gut. Die Bayern sind auch nicht furchtbar schlecht. Da geht es nur noch um das Thema Aus-und Fortbildung. Und ich meine, in Schleswig-Holstein hätte es auch gerade... Helfergesetz gegeben. Also da ist es nicht über das Katastrophenschutzgesetz geregelt, sondern über das Helfergesetz, wo auch nahezu eine Gleichstellung stattfindet.

Manuel Behrenbruch | 00:12:29 Okay, das heißt, das ist auf jeden Fall Bewegung in diesem Thema. Ich weiß gar nicht, ob das vielen bewusst ist. Also ich habe zum Glück einen Arbeitgeber, für den ist das in Ordnung. Ich war letztens bis morgens um fünf Uhr im Einsatz und habe ihm per WhatsApp geschrieben, meinem Vorgesetzten, dass ich ein bisschen länger schlafen werde oder ein bisschen später starten werde. Aber das ist, wenn man es so will, auf das Goodwill des jeweiligen Arbeitgebers.

René Burfeindt | 00:12:51 Ja, korrekt. Ich glaube aber, das ist noch ein zweiter Punkt, den du angesprochen hast. Also wenn dein Arbeitgeber sagt, okay, das ist fein für mich, ich unterstütze ehrenamtliches Engagement, dann ist das super. Vielleicht hast du auch ein bisschen dafür geworben oder andere. Ich glaube, das sollten wir auch nicht außer Acht lassen, dass wir bei den Unternehmen auch dafür werben, was ehrenamtliches Engagement alles an Vorteilen auch mitbringt, was es für die Gesellschaft bringt. Und wenn wir mal ehrlich sind, auch die Unternehmerinnen und Unternehmer wollen natürlich… Unterstützung erfahren als Bevölkerung, wenn sie denn selbst betroffen sind.

Manuel Behrenbruch | 00:13:24 Außerdem, zumindest kann ich das bestätigen, lernt man in dem Bereich eine Menge, wirklich eine Menge, was einem beruflich auch was bringt. Das sind einmal ganz klar fachliche Sachen, die man irgendwo lernt und sein als Präsentationstechnik, weil man als Ausbilder tätig ist, aber auch an Sozialkompetenz gewinnt man, glaube ich, eine Menge, wenn man sich ehrenamtlich engagiert und das schadet einem Arbeitgeber ja auch nicht.

René Burfeindt | 00:13:43 Das glaube ich auch. Ich meine, ihr beide seid ja auch Führungskräfte im Roten Kreuz. Da habt ihr vielleicht auch das eine oder andere mitgenommen. Wir kennen uns ja auch schon eine Weile. Ich glaube, ich kann das einigermaßen positiv einschätzen, zumindest für 100 Prozent hier. Ich habe ein bisschen gezögert und Entspannungsfrohen aufgebaut. Und also für mich ganz persönlich, das Verhalten so in Ausnahmesituationen, das finde ich was, was man schon auch über eine ehrenamtliche Tätigkeit mitbekommen hat. Das heißt, im Beruf schätzt man vielleicht Sachen. den doch nicht mehr so dramatisch ein, weil man schon andere Situationen erleben musste.

Manuel Behrenbruch | 00:14:16 Oder, das ist mir aufgefallen, man lernt Entscheidungen zu treffen.

René Burfeindt | 00:14:18 Ja.

Manuel Behrenbruch | 00:14:19 In auch hektischen Situationen.

René Burfeindt | 00:14:22 Und mit viel Unsicherheit. Ja,

Manuel Behrenbruch | 00:14:23 genau. Wir hatten ja gesagt, dass es relativ viele Einsätze gibt, bei der das Ehrenamt erforderlich ist. Was denkst du über die Einsatzszenarien? Gibt es da Veränderungen? Also ich glaube, wir wissen alle, dass es Veränderungen gibt. Aber ist das eine gefühlte Veränderung? Stichwort Naturgewalten. Hat sich das verändert in den letzten Jahren und was glaubst du, wie wird es weitergehen?

René Burfeindt | 00:14:43 Nein, das ist nicht gefühlt. Tatsächlich nehmen Krisen und Katastrophen zu. Ich glaube, das konnten wir alle auch persönlich beobachten. Ich mache es mal einfach an meinem Werdegang fest. Ich habe 2015 hauptamtlich angefangen beim Roten Kreuz hier in Hamburg. Da ging es direkt los mit der Flüchtlingsnothilfe-Operation. Danach ging es weiter mit dem G20-Gipfel, auch in einer Art eine Katastrophe, wenn auch geplant. Dann... Oh nein, vielleicht müssen wir das schneiden. Quatsch.

Manuel Behrenbruch | 00:15:12 Naja, es war schon eine Ausnahmesituation in Hamburg, nennen wir es mal so.

René Burfeindt | 00:15:15 Es war ganz besonders. Ich wohne auch in der Nähe der Schanze, ich habe das live auch miterleben dürfen da vor Ort, das war schon ganz besonders. Und im Endeffekt ging es natürlich genauso weiter. Danach hatten wir die Pandemie, war glaube ich ausreichend Ausnahmesituation für alle und ich habe dann einen Job angefangen in Berlin, nämlich der, wo ich jetzt bin und das war Anfang August. 2021. Und zwei Wochen vorher war das furchtbare Hochwasser-Starkregenereignis im Westen von Deutschland. Das heißt, da ging es direkt auch hoch her. Der Bundesverband war bis Ende des Jahres dort auch operativ im Einsatzgeschehen gebunden. Und dann haben wir alle gehofft, dass man so ein bisschen zur Ruhe kommt, ging aber direkt weiter. Und zwar mit der Eskalation des bewaffneten Konfliktes in der Ukraine. Und dann dachten wir da... gut, okay, so furchtbar das klingt, aber auch da sind unsere Logistikdienstleistungen in der humanitären Unterstützung und auch im Inland, was das Rote Kreuz an jeder Ecke geleistet hat, mehr oder weniger ins Tagesgeschäft übergegangen. Also klingt furchtbar, aber irgendwie ist es ja dann doch auch Tagesgeschäft und Tagesbetrieb. Und in der Hoffnung, dass man vielleicht einmal durchatmen kann, hat man sich zurückgelehnt und dann war das furchtbare Erdbeben in der Türkei und in Syrien. So ein Gefühl geht das einfach so weiter. Ich sehe auch nicht, dass es auch wird.

Frank Nägler | 00:16:34 Am Anfang der Woche hatten wir jetzt das Wasser oder die Sturzbäche in Österreich und die Fallen von Bayern. Wie ist deine Einschätzung? Ist Deutschland da gut vorbereitet?

René Burfeindt | 00:16:46 Ja und nein. Also ich glaube ein klares Jein, was das Engagement und den Willen von ehrenamtlich Engagierten angeht. Mit den Einschränkungen, die ich jetzt zur Helfergleichstellung gebracht hatte, auch mit anderen Einschränkungen, die vielleicht Herausforderungen darstellen, ob das jetzt irgendwie... Ausrüstung mit Material und mit Fahrzeugen etc. ist. Aber im Endeffekt sind, glaube ich, ganz viele Menschen da und motiviert und wollen ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern helfen. Und das funktioniert.

Frank Nägler | 00:17:14 Das ist der menschliche Aspekt oder die Personen, die helfen. Aber wie sieht es zum Beispiel jetzt gerade mit Material aus? Hat Deutschland genug Vorhaltung ausreichend und auch das richtige Material? Oder siehst du da vielleicht auch Lücken, die man auffüllen könnte oder müsste?

René Burfeindt | 00:17:32 Das ist wohl das Nein an der Stelle dann. Wir sind ja als Bundesverband vom Roten Kreuz so ein bisschen schweben über den Bundesländern. Das heißt, ich kann das nicht in jeder Tiefe in jedem Bundesland bewerten. Es gibt Bundesländer, die sind wirklich gut aufgestellt, was den Katastrophenschutz angeht. Aber auch da muss man sagen, dass es nie gut genug sein kann. Auf der anderen Seite gibt es Bundesländer, die sind nicht so gut aufgestellt. Und wenn ich jetzt ein bisschen weitergehe in Richtung Bundesebene, was den Zivilschutz angeht, dann gibt es ja ein wirklich hochinnovatives Projekt, ein Pilotprojekt, das MBM 5000, also das mobile Betreuungsmodul 5000, das ist eine Zivilschutzreserve des Bundes, also tut mir leid, jetzt sehr technisch alles, wo 5000 Personen ad hoc auf der grünen Wiese untergebracht werden sollen. Also das ist ein recht großes Dorf und es ist nicht nur Zelte, Feldbetten, Decken. Sondern da hängt alles dran. Infrastruktur, Abwasser, Zuwasser, Kläranlage, alles was irgendwie Kommunikationstechnik, WiFi etc. angeht. Also das ist schon was, inklusive dem Material, um das alles aufzubauen.

Frank Nägler | 00:18:46 Und auch da kommt das Personal wieder aus dem Ehrenamt?

René Burfeindt | 00:18:48 Da kommt das Personal zumindest im Aufbau in der Regel wahrscheinlich aus dem Ehrenamt. Es gibt ja nur das Pilotprojekt und ein zweites, was jetzt angeschoben wurde. Der Betrieb, das müsste man schauen. Also es geht da um Szenarien, wo wirklich Infrastruktur zerstört ist, Zivilschutz möglicherweise. Kann auch sein, dass es so ähnlich ist wie eine Unterkunft für Geflüchtete, wo es einen hauptamtlichen Betrieb übergibt. Aber ich denke schon, dass auch die hier auch da eine Rolle spielen. Und wenn ich da, Frank, diese Module, davon gibt es eins, was ausfinanziert ist. Das ist das Pilotmodul, das betreibt das Deutsche Rote Kreuz. Und konzeptioniert haben wir das seit 2019 in Kombination mit den anderen anerkannten Hilfsorganisationen. Und es gibt ein zweites, das liegt beim Arbeiter-Samariter-Bund, das ist anfinanziert. Und jetzt haben wir uns darauf geeinigt, dass wir ein paar weitere davon auch anfinanzieren wollen. Die Bundesregierung hat sich dazu bekannt, dass es zehn werden sollen, dass wir so 50.000 Menschen ad hoc unterbringen können. Kann man sich jetzt mal überlegen, wenn das Ziel ist, eigentlich ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betreuen zu können. dass wir da noch nicht ganz da sind. Und selbst dafür fehlt jetzt leider das Geld. Also dass der Haushalt knapp ist, das wissen wir alle. Ich persönlich kann mir aber gar nicht so viele Situationen vorstellen, wo es vielleicht noch dringlicher sein könnte. Wir haben Krieg in Europa. Wir haben eine Krise nach der anderen durchlebt. Und das sind ja genau Mittel, die wir für so eine Zivilschutzsituation brauchen.

Frank Nägler | 00:20:17 Hast du eine schöne Überleitung zu einem Themenkomplex gemacht, den wir auch noch auf der Liste haben, nämlich das Thema Bundeshaushalt. Der Bundeshaushalt für 2024 wurde ja vorgestellt mit deutlichen Einsparungen, gerade im Bereich des Katastrophenzivilschutzes. Ich habe in Erinnerung irgendwas um die 10 Millionen allein in dem einen Bereich. Das sind ja schon ganz ordentliche Hausnummern. Hat sich da was getan? Oder wie geht auch das DRK vielleicht an der Stelle mit dieser Situation um?

René Burfeindt | 00:20:47 Ja. Also diese bummelig 550, 560 Millionen. Also wir fordern seit Jahren, dass es für einen wirklich effizienten und effektiven Bevölkerungsschutz in Deutschland 2 Milliarden Euro braucht. Oder 0,5 Prozent des Bundeshaushaltes. Da sind wir natürlich super weit weg von. Und im Detail tut es an vielen Stellen einfach weh, wo Low-Hanging-Fruits vorhanden sind. Es gibt so ein paar Themen. Das eine ist das MBM 5000, das hatte ich angesprochen. Ein Modul kostet mittlerweile rund 30 Millionen Euro. Also das ist schon viel Geld, muss man sagen, klar. Aber man bekommt auch eine ganze Menge dafür. Wir haben alleine das Pilotmodul und das war nie so gedacht, dreimal schon in Einsatz gebracht. Also in den Fluteinsatz, in die Pandemie und jetzt zuletzt auch in der Unterbringung von Geflüchteten am ehemaligen Flughafen Tegel. Es hat sich alles bewährt und hätten wir noch mehr davon gehabt, hätten wir die mit Sicherheit auch schon anderweitig in Einsatz bringen können. Das ist das eine. Das tut weh, dass wir da für den Bundeshaushalt 24 ganze 9 Millionen Euro eingestellt bekommen haben von, naja, so 250, die wir brauchen noch. Das passt nicht so richtig zusammen. Das zweite ist das Thema Pflegeunterstützungskräfte. Das ist etwas, was wir gelernt haben, unter anderem auch im Hochwassereinsatz, dass Menschen im Rahmen der Selbsthilfefähigkeit einfach noch mehr Know-how brauchen. Gerade um sich, Angehörige und auch ihre Gemeinschaft pflegeunterstützend dort zu unterstützen, wenn eben keine regelhafte Versorgung mehr da ist in der Pflege.

Manuel Behrenbruch | 00:22:29 Also damit ist jetzt die Bevölkerung an sich gemeint. Also man sollte die Bevölkerung mehr befähigen, auch Selbsthilfe zu betreuen.

René Burfeindt | 00:22:35 Ja, genau. Vielen Dank. Das habe ich vielleicht nicht so klug dargestellt, aber das ganze Thema Selbsthilfefähigkeit, Resilienz ist ein super Überthema. Also die Komplettversicherung für die Bevölkerung, die kann es im Zivilschutzfall einfach nicht geben. Das geht nicht. Also regelhafte Notfallversorgung, wie wir das kennen hier, wenn in Hamburg, wenn in Berlin jemand auf der Straße umfällt, das wird nicht gehen. Deswegen muss die Bevölkerung auch... für sich selbst sorgen. Ich glaube, das haben wir in der Pandemie jetzt ein bisschen gelernt. Also zumindest wird ein BBK-Präsident nicht mehr ausgelacht oder ein Innenminister, Bundesinnenminister, wenn er irgendwie Vorsorge fordert. Das finde ich auch gut und richtig, aber da kann man noch viel mehr tun. Und diese Pflegeunterstützungskräfte sind eine Befähigung für Bevölkerungsgruppen im Bereich der Pflege zu unterstützen und die Zeit zu überbrücken, bis vielleicht regelhaft wieder Pflege dargestellt werden kann. Und das ist im Posten, bin ich gleich fertig. Da hatten wir vor einer Weile mal im Haushalt 23 so rund 22 Millionen Euro für ein paar Jahre eingestellt gesehen. Das wurde kassiert. Für den 24er Haushalt stehen 0 Euro drin.

Frank Nägler | 00:23:40 Ist denn aus deiner Sicht die politische Unterstützung ausreichend oder könnte da gerne noch mehr passieren? Du hast ja eben schon so angedeutet, dass zwar die Ampel im Koalitionsvertrag einige Punkte drin hat, aber… Sollte da noch mehr passieren und an welchen Stellen? Also gerade wenn katastrophisches Ländersache ist, muss da vielleicht auch in der Landespolitik sich mehr ändern?

René Burfeindt | 00:24:02 Ihr seid ja beide auch im Roten Kreuz und wir sind immer unparteilich und neutral. Zwei unserer sieben Grundsätze. Aber wenn wir über Bevölkerungsschutz sprechen, dann darf man das schon gerne ernst meinen. Und ohne finanzielle Ressourcen wird es einfach nicht funktionieren. Das ist jetzt kein Geheimnis und ganz viele ab... Abgeordnete des Deutschen Bundestages sehen das auch so, können sich vielleicht nicht an jeder Stelle so durchsetzen, weil es natürlich auch andere Spannungsfelder gibt. Das Thema Migration ist ein super wichtiges. Auch da wird brutal gestrichen, also völlig unverständlich in der aktuellen Situation. Und wenn eine Gesamtsumme an Mitteln zur Verfügung steht, dann muss man natürlich priorisieren. Das verstehen, glaube ich, alle. Ich persönlich kann nicht so richtig nachvollziehen, warum denn der Zivilschutz so traurig... dastehen muss im Bundeshaushalt. Und bei den Ländern ist es aber ganz unterschiedlich. Ich hatte es schon gesagt, einige Länder haben wirklich massiv investiert in Material, in Fahrzeuge, haben die Helfergleichstellung umgesetzt oder nahezu umgesetzt, in anderen Bundesländern nicht. Das heißt, wir haben Flickenteppich in Deutschland. Ich kann da wirklich nur für die Bundesebene richtig gut sprechen.

Frank Nägler | 00:25:12 Okay, ja, vielen Dank.

Manuel Behrenbruch | 00:25:14 Und wenn wir ins Personelle denken, ist es ja, wie du sagtest, ehrenamtlich. Das war ja schon so der Tenor, dass das Rückgrat so ist. Wird das weiterhin möglich sein? Ich denke dabei auch an gesellschaftlichen Wandel, an Veränderungen, an Generationen, die vielleicht heute anders denken, anders agieren als früher. Also ganz konkret, glaubst du, dass die... dieses Modell des Ehrenamts zum Katastrophenschutz zukunftsfähig ist?

René Burfeindt | 00:25:36 Ich hoffe es sehr. Deutschland ist da sehr speziell, was das angeht. Das haben andere Länder in der Ausprägung so nicht. Zumindest nicht in den Größenordnungen. 90 größer 90 Prozent. Ich sehe das persönlich als ein Erfolgsmodell. Also auch durch meine ehrenamtliche Erfahrung, die ich ja sammeln durfte über eine Weile, dann aus der hauptamtlichen Perspektive. Ich hoffe es sehr, aber die Rahmenbedingungen müssen natürlich passen, damit sich Leute auch engagieren und Gesellschaft verändert sich. Man zieht vielleicht woanders hin zum Studieren, gründet eine Familie. Das macht es nicht unbedingt leichter. Deswegen muss man auch auf Zielgruppen zugehen. Und das ist für euch beide jetzt auch wirklich nichts Neues, was ich hier sage, die vielleicht sonst so nicht eingebunden waren im Bevölkerungsschutz. Und ich glaube, da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Und wenn man... Wenn wir jetzt zum Beispiel nochmal auf das Thema PUC, Pflegeunterstützungskräfte gehen, das sind ja nicht die klassischen Ehrenamtlichen aus den Rotkreuz-Bereitschaften, die sich dort engagieren oder engagieren sollen aus unserer Sicht. Das sind vielleicht Leute, die zu pflegende Angehörige haben und was lernen wollen. Und wenn die sich dann auch noch im Bevölkerungsschutz engagieren im Fall der Fälle, umso besser. Das ist schön. Also ich glaube, da gibt es ganz viele Anknüpfungspunkte an dieses Thema Selbsthilfe, Fähigkeit, Resilienz. Dann gibt es natürlich auch noch Spontanhelfen. findet, das haben wir ja auch ganz massiv erlebt im Heimatschwein im Ahrtal, ganz tolle Ressource, die auch nicht unter dem Hut von Behörden oder Hilfsorganisationen laufen muss, sondern bürgerschaftliches Engagement, das ist super. An einigen Stellen wird es aber trotzdem weiterhin immer das klassische Blaulicht-Erlauben brauchen, einfach weil der Ausbildungshintergrund, das Material, die Schutzkleidung, die Fahrzeuge da sein müssen. Das sind gefährliche Situationen, in denen man sich teilweise bewegt.

Manuel Behrenbruch | 00:27:16 Wir merken, wir tatsächlich eine Veränderung in der Gesellschaft, was sich aber weder gut noch schlecht irgendwie bewerten will. Ich weiß nicht, wie du das siehst. Früher ist man in so eine Organisation eingetreten und hat man immer so scherzhaft, aber doch ernsthaft gesagt, Eintritt ist freiwillig, Austritt ist freiwillig, alles dazwischen ist Pflicht. Das wird heute nicht mehr umsetzbar sein. Das merkt man immer mehr. Ich glaube, dass die aktuellen jungen Generationen genauso fleißig sind wie alle anderen, also auch genauso fleißig dabei, ehrenamtlich irgendwo tätig zu sein, aber sie sind eben anders. Sie sind kurzfristiger, sie sind nicht für 20 Jahre gebunden oder die ganze Familie, sondern sie sind eben mal da, sagen, hier bin ich, wo kann ich helfen und wie lange? Und dann gehe ich wieder. Nehmen wir das nur wahr? Was denkst du, hast du das auch schon irgendwo festgestellt?

René Burfeindt | 00:28:01 Ne, klar. Und wenn ich eine Lösung hätte, dann hätte sich das auf jeden Fall gelohnt. gelohnt, hierher zu kommen. Also so oder so, aber dann noch viel mehr. Ich glaube, man muss einfach Angebote schaffen. Also neue Engagementformen, Leute, die sich nicht ewig binden wollen, die vielleicht auch keine Lust haben auf den Vereinscharakter. Das kann ich auch nachvollziehen, warum das so sein sollte. Spontan helfen, vielleicht auch digitales Ehrenamt. Ich glaube, da gibt es ganz viele Lösungsansätze. Ob wir jetzt als Deutsches Rotes Kreuz da so weit sind, wie wir sein sollten, das wage ich zu bezweifeln. Aber wir sind sehr bemüht. Also wirklich sehr bemüht, auch wenn die Vokabel vielleicht ganz schlecht ist im Zusammenhang mit Arbeitszeugnissen. Aber da gibt es ganz tolle Ideen und auch Engagementformen, wo sich Leute einbringen können. Ich habe es ja gesagt, also dieses klassische Ehrenamt, da hoffe ich sehr, dass es nicht weggeht, dass es weiter Bestand hat und wir brauchen es wirklich. Also im Bevölkerungsschutz wüsste ich nicht, wie wir ohne auskommen sollen.

Manuel Behrenbruch | 00:28:59 Gibt es noch irgendwas, was die Hilfsorganisationen brauchen, was wir noch nicht genannt haben? Also wir haben gesetzliche oder politische Unterstützung gesprochen. gucken, dass das Ehrenamt auch weiterhin interessant bleibt für den Bereich. Gibt es sonst noch irgendwas, was dir einfällt, wo wir sagen, das brauchen die Hilfsorganisationen, um zukunftsfähig zu sein?

René Burfeindt | 00:29:16 Ja, ich glaube, es gibt ein paar Punkte, die man zumindest ansprechen kann. Also das eine, was ich auch persönlich immer sehr positiv wahrgenommen habe, war eine enge Verknüpfung zwischen hauptamtlichen Rettungsdienststrukturen und ehrenamtlichen Engagement. einfach weil man da wahnsinnig viel lernen konnte. Durch die Professionalisierung im Rettungsdienst ist das immer schwieriger geworden. Also gerade mit dem Berufsbild des Notfallsanitäters, der Notfallsanitäterin, glaube ich, dass die Hürde da einfach höher liegt. Das finde ich schade. Gerade weil natürlich auch die, naja, nicht die Standardqualifikation, aber eine der Qualifikationen in der medizinischen Taskforce und anderswo. dass die Rettungssanitäterin ist. Und da Einsatzpraxis zu sammeln im Rettungsdienst, das finde ich schon auch irgendwie wichtig, damit man dort seine Aufgaben sinnvoll erfüllen kann. Das geht nur nicht mehr an jeder Ecke. Also die Hürden dort, selbst als Rettungssanitäter, Rettungssanitäterin im Rettungsdienst, im Regelrettungsdienst mitzuwirken, sind einfach schwierig. Und da wünsche ich mir tatsächlich von Seiten der öffentlichen Verwaltung Lösungsansätze. Das ist zu kurz gesprungen, wenn man das Thema Katastrophenschutz und Rettungsdienst auseinanderdenkt. Das ist für uns als Rotes Kreuz tatsächlich auch ein Riesenthema mit der jetzt anstehenden Reform der Notfallversorgung. Im Rahmen der sogenannten Bereichsausnahme ist es etwas, wo wir sagen, also in Platt, der Rettungsdienst ist die Speerspitze des Katastrophenschutzes. Und genau durch solche Sachen, wie eben die Möglichkeit des Übens mehr oder weniger in Realeinsätzen von Ehrenamtlichen, kann der Katastrophenschutz auch nur so wirken, wie er wirken soll. Und ich glaube, das ist ein Punkt, der geht an vielen Ecken unter. Ganz häufig wird im Rettungsdienst nach Preis ausgeschrieben und dann geht es an wen auch immer. Und das ganze Thema Katastrophenschutz wird da leider komplett ausgeblendet.

Manuel Behrenbruch | 00:31:09 Ja, wir sind schon am Ende. Ich glaube, wir könnten noch sehr lange mit dir weiterreden. Und wir haben viele Themen heute angeschnitten. Wir haben viele Appelle gesendet, beziehungsweise du hast sie gesendet. Ich glaube, das, was wirklich rüberkommt, ist, dass du das, was du tust, mit Leidenschaft und mit Herz machst und da auch wirklich hinter stehst und da auch was bewegen möchtest. Also ich weiß nicht, ob es mir zusteht, aber auf meiner Seite auf jeden Fall vielen Dank. für das Engagement, weil du bist auch für den ganzen großen ehrenamtlichen Bereich auch das Sprachrohr, du hast es eben Speerspitze genannt, in die Richtung Politik, in Menschen, die was verändern können und von daher auf jeden Fall vielen Dank, dass du in dem Bereich mit so viel Herz dabei bist. Wir haben ja zum Glück ein paar tausend Menschen, ich weiß nicht wie viele, hast du eigentlich eine Zahl, die sich ehrenamtlich engagieren?

René Burfeindt | 00:31:53 Insgesamt in Deutschland im Bevölkerungsrat. Nee, nicht so richtig. Also die Feuerwehren reden immer von einer Million Menschen bei den Feuerwehren. Wir haben so... insgesamt beim Roten Kreuz 450.000, dann kommen noch die anderen hier auch dazu, THW 80.000, müsste man mal überschlagen. Ja,

Manuel Behrenbruch | 00:32:09 und an all die Menschen jetzt, Achtung, das muss so ganz spontan sein, das sind ja doch eine Menge. Was möchtest du denen mit auf den Weg geben? Was möchtest du ihnen sagen?

René Burfeindt | 00:32:16 Danke, weiter so.

Manuel Behrenbruch | 00:32:19 Das war,

René Burfeindt | 00:32:20 ja, alles gesagt.

Manuel Behrenbruch | 00:32:22 Kurz und bündig.

Frank Nägler | 00:32:24 Ein typischer Hamburger würde ich sagen.

Manuel Behrenbruch | 00:32:26 Genau, ja. René, danke ist ein gutes Stichwort. Wir sind am Ende angekommen. Wir haben, wie gesagt, eine Menge mitgenommen heute. Das war super spannend. Danke für deine Zeit. Danke, dass du hier warst. Und danke, dass du das alles so machst.

René Burfeindt | 00:32:38 Ich danke euch.

Frank Nägler | 00:32:39 Wir danken dir.

Veröffentlicht 21.11.2023 19:57
Dauer 01:33:35
Staffel 1 Folge 1
Gast René Burfeindt
Bereichsleiter „Nationale Hilfsgesellschaft“ vom DRK.
Ohne das Ehrenamt wird's nicht funktionieren... René Burfeindt