Trinkwasser bei Katastrophen im Ausland - Die Schnell-Einsatz-Einheit des THW

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Inhalt dieser Podcast-Folge

Show Notes

Mit unserem Gast Sven Eichstaedt vom THW sprechen wir über die SEEWA, die Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland. Die operativ-taktische Auslandseinheit des THW ist spezialisiert auf akute Gefahrenlagen im WASH-Bereich (Water, Sanitation and Hygiene).

Wir sprechen wir über die Aufgaben und seine eigenen Erfahrungen die er in Einsätzen mit der SEEWA sammeln konnte.

Abkürzungen in dieser Folger:

  • SEEWA: Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland 
  • SEEBA: Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland
  • SEELIFT: Schnelleinsatzeinheit Logistikabwicklung im Lufttransportfall
  • WASH-(Meeting): Water, Sanitation and Hygiene

Gast: Sven Eichstaedt

Links:

Hosts:

Frank Nägler 
Manuel Behrenbruch

Einsatzbereit - Der Katastrophenschutz-Podcast

Transkription dieser Folge

Sven Eichstaedt | 00:00:00 Ja, also Osambik war zum Beispiel so ein Einsatz, nachdem wir die Trinkwasseranlage dort in Betrieb genommen haben. War so ein riesengroßes Fest dort, so wirklich mit afrikanischen Tänzen. Für euch jetzt? Ja, für uns. Wir wurden da gesegnet, die Anlage wurde gesegnet. Und dann sind wir da wirklich in diesem Dorf, da gab es dann diesen einen großen Baum, dann darunter versammelten sich dann wirklich alle aus der Zürich.

Manuel Behrenbruch | 00:00:50 Einsatzbereit, der Katastrophenschutz-Podcast. Heute geht es um Trinkwasseraufbereitung durch das Technische Hilfswerk und in unserem Beispiel um Einsätze im Ausland. Und dazu haben wir einen Gast eingeladen, zu dem kommen wir gleich. Ich bin Manuel.

Frank Nägler | 00:01:06 Und ich bin immer noch Frank. Hallo.

Manuel Behrenbruch | 00:01:07 Und du bist Frank. Das ist schön. Und bei uns ist heute Sven Eichstaedt. Sven wohnt in Berlin, ist 45 Jahre alt, ist Installateur und Heizungsbaumeister, hat irgendwann mal das Studium zum Wirtschaftsingenieurwesen abgeschlossen. Aber der spannende Bereich für diesen Podcast liegt darin, dass er seit fast 30 Jahren inzwischen beim THW ist. Er ist Bereichsausbilder für Kraftfahrwesen und er ist Mitglied in der sogenannten SEEWA. Was dahinter steckt, was das ist, was das mit Trinkwasser zu tun hat und warum das alles so spannend ist, das erzählt er uns selber. Herzlich willkommen, schön, dass du da bist, Sven.

Sven Eichstaedt | 00:01:40 Einen schönen guten Abend, vielen Dank für die Einladung.

Manuel Behrenbruch | 00:01:44 Sehr gerne, ich glaube, das wird eine interessante Folge, weil ich weiß selber nicht viel darüber.

Frank Nägler | 00:01:48 Ich auch nicht, ich habe mich ein bisschen eingelesen, aber nur sehr oberflächlich.

Manuel Behrenbruch | 00:01:51 Aber den Rest erfahren wir heute von dir.

Sven Eichstaedt | 00:01:53 Ja, also SEEWA steht für Schnelle Einsatzeinheit Wasser Ausland. Ah,

Manuel Behrenbruch | 00:01:58 okay.

Sven Eichstaedt | 00:01:59 Die wurde 2004 gegründet. Das THW war ja schon in vielen Auslandseinsätzen davor. Und dann hat man aber irgendwann mal festgestellt, es ist dann besser, eine sogenannte stehende Einheit aufzubauen, die quasi immer abflugbereit ist. Weil früher wurden die Teams quasi zusammengestellt durch die Fachleute. Die mussten aber dann erstmal geimpft werden, Tropentauglichkeitsuntersuchungen sich unterziehen. Und das hat halt ewig gebraucht, bis man dann so ein Einsatzteam bereit hatte. Und dann hat man sich dazu entschlossen, quasi so ein SEEWA-Modul aufzubauen, wo die Helfer vorher schon die Impfung erhalten, die Tropentauglichkeitsuntersuchungen haben, diverse Formalitäten erledigt haben, um dann halt schnellstmöglich in den Einsatz zu kommen.

Manuel Behrenbruch | 00:02:50 Okay. Ich glaube, das ist auf jeden Fall schon mal eine gute Einleitung und ich habe da noch ganz viele Fragen und ganz viele Fragezeichen.

Frank Nägler | 00:02:57 Oh ja, ich habe noch ganz viele.

Manuel Behrenbruch | 00:02:59 Vielleicht starten wir sonst nochmal mit dir, Sven. Frank hat nochmal ein paar Fragen an dich, damit wir auch erstmal so sehen, was bist du eigentlich für ein Mensch? Was können wir über dich als Mensch noch vorab wissen?

Frank Nägler | 00:03:10 Genau, wer unseren Podcast kennt, der weiß doch schon, was jetzt kommt. Wir machen am Anfang immer eine Schnellantwortrunde und da habe ich jetzt ein paar Fragen für dich vorbereitet. Wie es so üblich ist bei uns, einfach schnell und spontan antworten, was dir als erstes in den Kopf kommt. Bist du bereit?

Sven Eichstaedt | 00:03:24 Okay.

Frank Nägler | 00:03:25 Okay, dann fangen wir an. Pizza oder Pasta?

Sven Eichstaedt | 00:03:28 Pizza.

Frank Nägler | 00:03:29 Sehr gut. Sommer oder Winter?

Sven Eichstaedt | 00:03:31 Sommer.

Frank Nägler | 00:03:33 Hund oder Katze?

Manuel Behrenbruch | 00:03:34 Das sind alles so exakt schnelle Antworten.

Frank Nägler | 00:03:38 Ja, das ist auch eine schnelle Antwort.

Manuel Behrenbruch | 00:03:39 Aber das sagt ja auch ihr natürlich, aber da hält sich eigentlich keiner dran. Okay, machen wir weiter.

Frank Nägler | 00:03:44 Hund oder Katze?

Sven Eichstaedt | 00:03:45 Hund.

Frank Nägler | 00:03:47 Superman oder Batman?

Sven Eichstaedt | 00:03:50 Superman.

Frank Nägler | 00:03:51 Okay. Und Sport schauen oder Sport machen?

Sven Eichstaedt | 00:03:54 Sport machen.

Frank Nägler | 00:03:56 Alles klar. Vielen Dank.

Manuel Behrenbruch | 00:03:57 Na ja, gut. Das waren sehr entschlossene Antworten. Das hatten wir jetzt auch noch nicht so oft. Wir starten nochmal vielleicht mal so in dem Bereich, wo die Alarmierung beginnt. Also irgendjemand braucht auf der Welt, wenn ich es richtig verstanden habe, geht es ja immer um Auslandseinsätze bei der SEEWA. Dafür steht das A. Also Trinkwasserversorgung in Auslandseinsätzen. Also irgendjemand braucht aus irgendeinem Grund auf der Welt Trinkwasser. Das ist ja vermutlich eher eine Katastrophe. Könnte aber auch eine Zivilschutzlage sein oder was es auch immer für Gründe gibt. Irgendwo braucht jemand Trinkwasser. Und dann gibt es vermutlich ein Hilfersuchen an das... Genau,

Sven Eichstaedt | 00:04:35 das ist schon das richtige Schlagwort. Ein Hilfeersuchen oder andere Abkommen, EU-Mechanismus oder dergleichen. Aber im Grunde genommen soll es das Hilfeersuchen sein, was dann quasi an die Bundesrepublik Deutschland gestellt wird, in der Regel an das Auswärtige Amt. Und die würden dann quasi Lage bewerten. Ich sage jetzt mal eine Interessensbekundung. Also hat die Bundesrepublik Deutschland ein Interesse jetzt in dem Land zu helfen? Dann würden die das BMI anfragen, dem wir unterstehen als technisches Hilfswerk, Bundesministerium des Innern, würden sagen, hallo, könntest du denn THW bereitstellen, um dort jetzt, weiß ich nicht, Nepal oder Madagaskar zu helfen. Und so kommt dann so ein Einsatzauftrag zustande. Ja, und dann gibt es drei SEEWA-Module, Nord, Süd, Mitte. Wir sprechen dann immer von scharfen Modul. Das ist dann halt ein SEEWA-Modul. was dann quasi zwei Einsatzteams mit einer Stärke von 13 Leuten einsatzbereit hält, um die dann, sage ich mal, innerhalb von sechs bis zwölf Stunden in den Einsatz zu schicken.

Frank Nägler | 00:05:43 Was heißt in den Einsatz zu schicken? Was gehört da noch mit dazu an Ausstattung? Was habt ihr für Fahrzeuge oder woraus bestehen diese Module?

Sven Eichstaedt | 00:05:51 Also wir haben Fahrzeuge zum einen, das wird alles im zentralen Auslandslager eingelagert. Früher war es noch anders, da haben wir die Ausstattung aus den Ortsverbänden quasi eingesammelt, wenn man das so sagen darf. Am Flughafen quasi zusammengeführt, überprüft und dann in Einsatz genommen. Heute ist es so, dass wir ein Zentrum für Auslandslogistik haben, dort ist die Ausstattung eingelagert und dann wird die quasi parallel, wenn wir uns als Einsatzkräfte auf den Weg machen, wird die zum Flughafen gebracht. Da kann dabei sein, Fahrzeuge auch, in der Regel ist es aber mehr. Die Trinkwasseraufbereitungsanlage, Camp-Ausstattung, dass wir quasi selber…

Manuel Behrenbruch | 00:06:34 Ja, ihr seid dann autark und… Vollkommen autark.

Sven Eichstaedt | 00:06:36 Das ist genau unser Thema, dass wir vollkommen autark von anderen arbeiten können, in jedes Einsatzgebiet verlegen können, da Unterkunft uns selber aufbauen können und uns auch erstmal in den ersten Tagen selbst versorgen können.

Frank Nägler | 00:06:51 Okay, das heißt, ihr habt auch Lebensmittel für euch mit dabei?

Sven Eichstaedt | 00:06:54 Genau. Jeder kennt das, diese berühmten E-Pass. Genau, die sind dann in den Tageskisten verpackt, Trinkwasser genauso auch erstmal, also alles abgepackt und Tetrapaks. Was wir dann erstmal mitführen, dass wir in den ersten Tagen quasi dort starten können und später haben wir dann durch unsere eigenen Trinkwasseraufbereitungsanlagen quasi Wasser dann vor Ort.

Frank Nägler | 00:07:17 Das heißt, ihr verladet die Trinkwasseraufbereitungsanlagen als auch die Fahrzeuge in Flugzeuge und fliegt dann irgendwo auf der Welt hin?

Sven Eichstaedt | 00:07:24 Richtig. Also das machen nicht nur wir, das machen nicht wir. Wir fokussieren uns wirklich darauf, dann recht schnell Familie, Arbeitgeber uns abzumelden, noch die nötigsten Sachen zu organisieren, um dann in der Regel Frankfurt oder so zusammenzukommen. Da werden wir dann nochmal gebrieft und parallel wird die Ausstattung verladen. Da gibt es noch eine Einheit, die heißt Seelift. Das sind die Spezialisten, die dann an den Flughäfen, die können dann auch sich auf den Flughäfen frei bewegen, die haben eine gesonderte Ausbildung. Dürfen dann da die Maschinen gemeinsam dann verladen.

Manuel Behrenbruch | 00:07:57 Das sind auch THW-Einsatzkräfte?

Sven Eichstaedt | 00:07:58 Das sind auch THW-Einsatzkräfte, genau. Die dann in dieser sogenannten Schnelleinsatzeinheit Verlastung im Luftfahrtransportfall dann da zum Einsatz kommen.

Manuel Behrenbruch | 00:08:16 Und? Ich kann mir das noch nicht so richtig vorstellen. Wie schnell geht sowas? Und wie erfährst du davon? Können die jetzt dein Handy klingeln und dann sagt jemand Sven, wir brauchen dich?

Sven Eichstaedt | 00:08:25 Also ich hatte ja von dem Schaf-Modul gesagt. Hinter dem Schaf-Modul gibt es eine sogenannte Setzliste. Auf dieser Setzliste stehen dann wirklich von oben, also Teamleader bis hinten, alle Funktionen sind dann da besetzt. Namentlich besetzt. Wenn jetzt zum Beispiel in unserem Fall hier im Norden wäre es die Regionalstelle Neumünster, die würde dann quasi von der THW-Leitung aus Bonn einen Einsatzauftrag bringen. In der Regel haben wir teilweise schon einen Voralarm. Das heißt, wenn irgendwo ein Erdbeben ist, könnte es schon einen sogenannten SEEWA-Voralarm geben. Das sind die Leute, die in dem scharfen Modul gerade sind. Und dann kann man sich schon mal gedanklich darauf vorbereiten, aus der Schadenslage könnte jetzt ein Einsatz für uns entstehen. Und wenn man dann auch weiß, dass man dann in Team 1 oder Team 2 steht mit seiner Funktion, dass es dann halt auch relativ schnell zum Einsatz gehen kann.

Frank Nägler | 00:09:18 Was heißt denn relativ schnell? Welche Vorlaufzeiten habt ihr?

Sven Eichstaedt | 00:09:21 Also wir sagen immer sechs bis zwölf Stunden, kann aber auch unterschiedlich sein. Also ich bin auch schon nach anderthalb Stunden in Einsatz geflogen in so einem kleinen Vorausteam. Das ist immer individuell. Die THW-Leitung möchte recht schnell ein Lagebild, ein genaues Lagebild von vor Ort haben. Und wenn sich irgendwo eine Möglichkeit bietet, mit zum Beispiel aus Luxemburg mit einer französischen Maschine, mit Hilfskräften mitzufliegen, dann versuchen wir recht schnell dort Leute mit auf die Maschine zu setzen, die dann schon mal vor Ort sind. eine Erkundung machen können oder auch schon Fahrzeuge anmieten können und so weiter, sodass das dann recht schnell dann alles ans Laufen kommt, wenn wir dann im Einsatz angekommen sind. Aber in der Regel sind es so sechs bis zwölf Stunden.

Frank Nägler | 00:10:04 Was mietet ihr denn für Fahrzeuge an? Ist das nicht ein Spezialfahrzeug, das ihr braucht?

Sven Eichstaedt | 00:10:10 Das sind ganz normale LKWs. Also man nimmt in der Regel, was man bekommen kann. Den ersten Kontakt hat man ja in der Regel auch durch die deutsche Botschaft. Und dann versucht man da schon mal über eine Spedition erstmal ranzukommen und dann ergeben sich manchmal recht gute Netzwerke, wo man dann entsprechende LKWs ab 7 Tonnen bis 14 Tonnen oder größer dann halt anmieten kann. In Mosambik zum Beispiel waren es zwei Sattelzüge, wo wir dann unsere 20 Tonnen Ausstattung verladen konnten und dann quasi an den Einsatzort verbracht haben.

Frank Nägler | 00:10:48 Ich hatte gerade so eine klassische Autovermietung, wie man sie an Flughäfen kennt im Kopf.

Manuel Behrenbruch | 00:10:52 Naja, Pkw braucht man vielleicht auch vor Ort.

Sven Eichstaedt | 00:10:55 Genau, das ist dann das Gleiche. Also da gucken wir dann schon, da werden halt auch unsere Logistiker speziell ausgebildet. Die gucken sich dann auch die Autos mal vorher an. Haben die Goate drin, wie sehen die Reifen aus, hat der Fahrer überhaupt einen Führerschein und so. Also da gucken die dann schon, wenn die die Fahrzeuge anmieten, dass dann da für uns... das Bestmögliche quasi dabei rauskommt.

Manuel Behrenbruch | 00:11:20 Okay. Und das heißt, auch die Erkundung gehört quasi zu euch, zu eurer Arbeit? Das heißt, es ist theoretisch noch niemand vom THW vor Ort, es gibt nur das Hilfesuchen oder irgendeine Anforderung? Und mehr weiß man erstmal nicht. Das heißt, ihr macht auch die erste Lagerkundung?

Sven Eichstaedt | 00:11:36 Genau. Aber wie es halt auch so kommt, also gab es genügend Einsätze, wo das Erkundungsteam leider über einen anderen Weg ins Land verbracht werden sollte, der dann aber sich da... länger darstellte, als der, den das Einsatzteam gebraucht hat. Somit ist das dann danach erst angekommen. Leider läuft es nicht so optimal. Aber spätestens, wenn wir dann im Einsatzland sind, sortiert das Team die Ausstattung, ob alles angekommen ist. Dann müssen wir es auch noch zeutechnisch deklarieren. Und währenddessen läuft dann schon die Erkundung.

Manuel Behrenbruch | 00:12:13 Okay. Jetzt sind wir an dem Punkt, ihr seid alarmiert worden. Etwas ist... passiert, ihr schickt so ein Vorauskommando zur Erkundung, das Material wird dahin transportiert und dann seid ihr da vor Ort. Was passiert dann? Also ihr seid ja irgendwo, bekommt ihr da eine Fläche zugewiesen oder kundet ihr das auch selber? Was passiert dann? Ich kann mir das noch nicht vorstellen, wie es dann vor Ort weitergeht.

Sven Eichstaedt | 00:12:34 Na, in der Regel gibt es ja so einen Anmeldepunkt am Flughafen, wo wir uns dann dort melden mit der Stärke, was wir mitgebracht haben und dann beobachten, Ja, versuchen wir recht schnell mit den Wasserbehörden irgendwie in Kontakt zu kommen, weil das ist ja unsere Schwerpunktaufgabe, die Trinkwasseraufbereitung. Und in der Regel wurde ja auch im Hilfeersuchen ja auch direkt Trinkwasseraufbereitungsanlagen angefordert und dann sind wir halt da und sagen, wir sind jetzt da, wir könnten jetzt starten. Und in der Regel sage ich dann oder sagen wir dann halt auch, was wir brauchen, Transportkapazitäten, wenn wir sie nicht quasi selber bekommen haben. Und dann sollen die uns zeigen am besten, wo wir gebraucht werden. Das ist halt auch so eine Kapazitätenfrage. Wenn wir dann auch da ankommen und sagen, wir haben eine Trinkwasseranlage, die kann 5000 Liter die Stunde machen, dann sind die davon schon mal erstmal überwältigt. Und dann versuchen wir quasi auch die Parameter zu erklären, die wir brauchen. Also wir brauchen ja einen Platz für die Trinkwasseranlage, dass wir sie aufstellen können. An den Platz müssen die Leute rankommen, um sich das Trinkwasser wegzuholen oder machen wir es nachher über Tankering. Das ist das, was wir mit den Fachleuten dort vor Ort in dem Land dann immer versuchen, gemeinsam zu klären, abzustimmen quasi, dass wir den effektivsten Einsatzort finden.

Frank Nägler | 00:13:54 Du hast gerade gesagt 5000 Liter. In welchem Zeitraum reden wir da von? Eine Stunde oder Tag?

Sven Eichstaedt | 00:13:59 Genau, 5000 Liter pro Stunde. Wir haben zwei Anlagen in der Regel dabei. Wir haben quasi eine Leistung von 10.000 Liter die Stunde. Können die auch, wenn es die Anforderungen erfüllt und die Situation vor Ort es zulässt, auch im 24-Stunden-Betrieb laufen lassen? Oder man fährt halt ganz normale Tagesschichten, dass man halt abends dann auch zur Ruhe kommt, sich ausruhen kann und dann ganz normal tagsüber nur produziert und verteilt?

Manuel Behrenbruch | 00:14:27 Was genau macht eigentlich so eine Trinkwasseraufbereitungsanlage? Also klar, sie bereitet Trinkwasser auf und sie nimmt irgendwo Wasser entgegen aus einem Gewässer oder woher und was passiert dann technisch? Kannst du dazu was sagen?

Sven Eichstaedt | 00:14:41 Ja, also wir suchen erstmal eine gute Rohwasserquelle. Wir können in der Regel eigentlich jedes Oberflächenwasser aufbereiten, aber es ist halt einfacher, Wasser zu nehmen, wo man nicht mehr so viel aufbereiten muss. Aufbereitung, da spricht man von einer sogenannten Vorbehandlung und Nachbehandlung, um den Prozess zu optimieren, die Schwebstoffe rauszubekommen und das kostet halt alles Zeit. Die Anlage muss dann auch öfter zurückgespürt werden. Deshalb versuchen wir eine optimale Rohwasserquelle zu finden. Ja, wir setzen jetzt die sogenannten Umkehrosmose-Technologie ein.

Manuel Behrenbruch | 00:15:19 Okay, ja, das Wort ist mir schon über den Weg gelaufen. Was passiert da? Also das heißt, es wird, ist das eine Filterung?

Sven Eichstaedt | 00:15:29 Genau. Umkehrosmose wird ja unter hohem Druck quasi, werden ja alle Sachen rausgeholt, auch Mineralien. Das ist die Anlage, die sozusagen Meerwasser auch entsalzen kann. Und dann haben wir die sogenannten Ultrafiltrationsanlagen, die haben dann die Leistung von 5000 Liter die Stunde. Die dann quasi vorher während einer Vorbehandlung versuchen wir die Verschmutzung quasi zu reduzieren, dass wir schönes, sauberes Oberflächenwasser haben. Das führen wir nochmal über einen Filter drüber und danach geben wir noch etwas Chlor dazu, desinfizieren quasi das Wasser. Auch gerade für den Transport ist es relativ wichtig. Stellt euch so einen Tankwagen vor, der nicht gerade sauber ist. oder auch das Wasser über längere Wegstrecken bei hohen Temperaturen transportieren muss. Und deshalb geben wir dann hinterher noch immer Chlor dazu. Da gibt es von der WHO entsprechende Vorgaben, an die wir uns da halten müssen. Und haben auch unser eigenes Labor dabei, die quasi die Parameter immer prüfen. Also wir haben immer einen Laboranten im Team. Jeder Maschinist an der Trinkwasseranlage hat so eine sogenannte Grundausbildung für Betriebsanalytik. der dann die Parameter wie Trübstoffe, Chlor, freies Chlor dann bestimmen kann. Und dann wird das auch notiert, protokolliert. Auch jeder LKW, der dann abgefüllt wird, wird dann quasi dokumentiert. In der Regel ist es dann auch nochmal die Aufgabe des technischen Leiters zu gucken, wie schnell verteilt der LKW das Wasser, welche Wegstrecke legt er zurück. Wir nehmen dann auch noch teilweise Probe an der Verteilstelle, sodass wir wirklich sagen können, dass wir von der Aufbereitung von der Rohwasserquelle bis hin zur Verteilung sagen können, mit welcher Qualität wir das Wasser an die Bevölkerung abgegeben haben.

Frank Nägler | 00:17:23 Wie viele Personen seid ihr da vor Ort? Hast du das eben schon gesagt? Ich glaube nicht,

Sven Eichstaedt | 00:17:26 oder? Also ein Team besteht aus 13 Leuten, angefangen beim Teamleader, technischer Leiter und dann die ganzen Fachhelfer, Elektrofachmann, Rohrleitungsbauer, Laborant. die dann alle mit ihrer fachlichen Expertise dann sozusagen zur Verfügung steht. Jeder muss diese Anlage bedienen und fahren können, so sagt man bei uns dazu. Und dann, wenn wir dann vor Ort, ich sag jetzt mal, die Trinkwasserversorgung hergestellt haben, dann läuft ja die Anlage für sich. Wir müssen natürlich da immer gucken, dass die Parameter stimmen, dass die Rohwasserbehälter immer sauber bleiben. Die muss man dann halt auch zwischendurch reinigen. Aber dann gucken wir natürlich, wo kann man den Leuten jetzt nachhaltig helfen. Also sind zum Beispiel Brunnen zerstört worden oder verschmutzt worden, dann guckt unser Brunnenspezialist danach. Ist in einem Trinkwasserwerk zum Beispiel die Pumpe ausgefallen nach einer Überschwemmung, dann muss die Pumpe getauscht werden oder so. Dann guckt unser Elektriker oder der Rohrleitungsbauer gemeinsam, gucken die, ob die im Wasserwerk irgendwie helfen können, dass wir dann relativ schnell auch wieder nach Hause können. Wir wollen ja quasi nur in der Nothilfe helfen, gucken, wie können wir dem Land oder der Region helfen, dass sie relativ schnell wieder auf die Beine kommen mit ihren eigenen Mitteln.

Manuel Behrenbruch | 00:18:48 Hilfe zur Selbsthilfe nennen wir das immer beim DRK.

Frank Nägler | 00:18:50 Genau. Wie lange seid ihr denn so im Schnitt vor Ort? Kann man das sagen?

Sven Eichstaedt | 00:18:54 Also das erste Team ist in der Regel so drei Wochen da, dann wird es schon ausgetauscht. Das hängt einmal mit der schnellen Verfügbarkeit auch zusammen.

Manuel Behrenbruch | 00:19:04 Schon nach drei Wochen ausgetauscht.

Sven Eichstaedt | 00:19:06 Genau.

Manuel Behrenbruch | 00:19:07 Das ist eine extrem lange Zeit. Ich kenne keinen aus unserem DRK-Bereich, der mal drei Wochen im Einsatz war.

Frank Nägler | 00:19:13 Im Ahrtal war das längste mal eine Woche.

Manuel Behrenbruch | 00:19:15 Eine Woche im Einsatz. Das war echt lang gefühlt.

Sven Eichstaedt | 00:19:21 Ja, weil Ahrtal ist ja nun heimatnah, sage ich jetzt mal. Und jetzt stellt euch aber auch vor, wir müssen da hinfliegen. Dann ist das ja nicht normal. Da sind Überschwemmungen, die waren Erdbeben meinetwegen. Dann sind die Straßen blockiert, Brücken, kann nicht passiert werden. Das heißt, eine Einsatzkraft braucht schon nach so einem Wechsel viel längere Zeit, um an einem Einsatzort hinzukommen und dann auch quasi wieder nach Hause zu kommen. Deshalb guckt man schon immer. Jetzt erschlägt es euch wahrscheinlich vier Wochen, dass man immer sagt, nach vier Wochen erfolgt so ein Teamwechsel.

Frank Nägler | 00:19:56 Wahnsinn, ja.

Sven Eichstaedt | 00:19:57 Und Team 1 ist eigentlich das, weil die Jungs und Mädels trifft es immer am härtesten, weil die müssen die 20 Tonnen Ausstattung auch, und da kann ich auch selber schon mit erzählen, aus dem Flieger ausladen, ohne Stapler. verladen auf LKW, ins Zolllager bringen, wieder abladen und dann irgendwie, wenn es dann deklariert und eingeführt ist offiziell, wieder alles von Hand aufladen und dann an die Einsatzstelle verbringen und da wieder abladen. Und deshalb sind da so ein bisschen diese drei Wochen entstanden, weil die bauen auch alles auf. Das Camp, den Trinkwasserplatz einrichten und so weiter. Die Folgeteams, die übernehmen ja in Anführungszeichen nur die vorhandenen Anlagen und das Camp und machen dann den Einsatz weiter.

Manuel Behrenbruch | 00:20:44 Beeindruckend. Also diese vier Wochen. Also das ist ja wirklich vier Wochen verlassen der Komfortzone, würde ich mal sagen. Ihr seid ja nicht im Urlaub. Ihr wisst nicht, was euch erwartet. Und dann fällt mir auch noch so ein Punkt Sicherheit ein. Also je nachdem, wo man auf der Welt im Einsatz ist, gibt es da irgendwie spezielle Ausbildung? Seid ihr da irgendwie geschützt? Ist das ein Thema, Sicherheit vor Ort?

Sven Eichstaedt | 00:21:07 Ja, das ist ein Thema im Ausbildungskurrikulum der SEEWA. Safety and Security heißt das Ganze. und natürlich gerade wenn man so zum Beispiel nach Pakistan oder so kommt, dann ist man da als Staatsbürger mit der deutschen Flagge am T-Shirt schon begehrt und man lernt dann halt sich, wie man sich an Checkpoints verhält man lernt halt auch, wie man, wenn es der Fall sein sollte als Geisel genommen zu werden wie man sich da verhält, da gibt es spezielle Trainings und und quasi Vorbereitungskurse, auch von der UN. Ohne den geht auch keiner von uns ins Ausland. Da sind so ein paar Basics drin, die man halt einfach wissen muss. Auch zum Beispiel, wenn man dann irgendwo eine Unterkunft sucht, wenn man jetzt dann doch eine Nacht irgendwie im Hotel dann schlafen kann, dass man nicht ganz oben wohnt und auch nicht ganz unten. Oben wegen Feuergefahr, dass man dann da nicht schnell genug rauskommt. Oder unten. Im Erdgeschoss oder so wegen Diebstahl oder sonst was wegen Einbrecher. So eine Sachen, die lernt man halt dann da, kriegt man mit an die Hand. Wer noch immer wieder trainiert bei Übungen.

Frank Nägler | 00:22:21 Mega interessant. Wenn ich jetzt heute sagen würde, ich möchte zu euch kommen, wie lange muss ich durch die Ausbildung gehen? Was ist dafür notwendig?

Sven Eichstaedt | 00:22:29 Also erstmal sage ich immer, derjenige, diejenige sollte im Ortsverband. angekommen sein. Also sie sollte schon mal mindestens zwei Jahre beim THW sein, ihre Grundausbildung abgeschlossen haben und dann kann derjenige, diejenige sich bei uns bewerben. Man guckt dann immer, wo ist ihr, ist immer nach unseren Landesverbänden organisiert, SEEWA Nord, ist jetzt hier oben Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Thüringen ist die SEEWA Nord. Wenn man da in dem Ortsverband ist, dann meldet man sich in der Regionalstelle Neumünster, hat Interesse, da mitzumachen. Dann soll man so eine Kurzbewerbung dahin schicken. Die gucken wir uns dann an. Also ich bin auch im sogenannten SEEWA-Beirat drin. Das ist sozusagen der Personalrat der SEEWA. Wir gucken uns dann die Einladung an und dann gibt es sogenannte Vorstellungsrunden. Also da stellen wir nochmal die SEEWA vor, so wie ich hier heute Abend auch versuche, den Leuten klarzumachen. welche Erwartungen haben wir von den zukünftigen Einsatzkräften in der SEEWA und halt auch umgekehrt, welche Erwartungen haben die, um dann so eine Sachen wie Verfügbarkeit, Ausbildung quasi vorher schon mal vorzustellen und klarzumachen. Dann werden die Helfer auf Probe aufgenommen. Das heißt also, wir lassen die dann ein Jahr mitlaufen bei uns in der Ausbildung. Und danach sagen wir dann, okay, du wirst dann hier mit aufgenommen und dann müssen wir halt einfach immer gucken, welche Ausbildung fehlt noch. Also in den meisten Fällen gibt es bei uns den sogenannten EGA, Einsatzgrundlagen Auslandslehrgang, den jeder machen muss. Dann den Maschinisten Trinkwasseranlage, Betriebsanalytik. Und ich sage jetzt mal realistisch, kann sowas schon mal zwei Jahre dauern. Das sind die schulischen Lehrgänge. Und währenddessen machen wir immer SEEWA intern, also die SEEWA Nord, wie die anderen SEEWAs auch, vier Ausbildungsveranstaltungen im Jahr, wovon eine die sogenannte modulübergreifende Ausbildung ist mit den anderen SEEWA-Einheiten. Und die anderen drei Veranstaltungen sind dann unsere eigenen, wo wir dann so Sachen wie Safety and Security oder halt auch einfach Betriebsanalytik einfach mal trainieren, also üben, gucken. Weil keiner dieser Helfer hat ja die Trinkwasseranlagen zu Hause im Heimatort zerbrannt. Das war ganz früher noch anders, da hatten wir die Anlagen auch in den Ortsverbänden noch. Die unterscheiden sich jetzt aber stark voneinander, also ganz andere Systeme. Und deshalb können wir nur an den Wochenenden, wo wir uns dann zusammentreffen, quasi an der Ausstattung üben, die wir dann im Einsatz haben. Auch Campbau, also auch so eine Sache, dass man so ein Camp aufbaut, so eine Duschanlage, wie wird die montiert. und so weiter zusammengebaut, dass das nachher im Einsatz alles jeder von uns kann, dass wir relativ schnell uns auf den Einsatzauftrag fokussieren können.

Frank Nägler | 00:25:21 Also insgesamt ein sehr langer Weg.

Sven Eichstaedt | 00:25:24 Ja, ich weiß jetzt nicht,

Frank Nägler | 00:25:24 zwei Jahre sind ja dann immer echt… Für Ehrenamtliche finde ich das extrem lange.

Manuel Behrenbruch | 00:25:30 Auch in Richtung Generationen gedacht, also in Veränderung der Generationen erleben wir das so, dass Leute sich gar nicht mehr so lange an irgendwas binden wollen. Also die sind fleißig und wollen noch was tun, aber… Das ist schon ein langer Weg. Und dann vier Wochen weg. Und es ist Ehrenamt, oder? Ja. Genau. Ich glaube, das haben wir so noch gar nicht betont. Also ich bin beeindruckt.

Frank Nägler | 00:25:51 Total, ja. Also THW ist ja, glaube ich, ähnlich aufgestellt wie das Rote Kreuz. Also der Großteil ist ehrenamtlich und ein relativ kleiner Teil hauptamtlich. Ist das so richtig?

Sven Eichstaedt | 00:26:01 Genau, so ist das. Also wie sagt die Regionalstelle Neumünster, betreut ja auch ihre Ortsverbände. Und dann gibt es dort einen Sachbearbeiter, Seva heißt der. Der ist dann halt nur für die materielle und personelle Einsatzbereitschaft der SEEWA Nordland verantwortlich. Ich sag jetzt mal über die Grenzen von Neumünster hinaus. Wir haben Helfer aus Zwickau, Frankfurt-Oder, Berlin, Gotha, hier oben aus dem Norden, Rostock und so weiter. Und da muss er quasi immer den Finger zu den Leuten, den Draht zu den Leuten haben und zu sagen, hier ich brauche das. Also auch Impfungen, das sind halt alles so Sachen. Du musst den Impfstatus aufrechterhalten, die Tropentauglichkeit muss immer da sein. Vorhin hatte ich schon diesen Online-Kurs Be Safe angesprochen, der muss immer da sein. Also das sind alles so Sachen, die muss man dann schon mal nebenbei vorbereitet haben.

Manuel Behrenbruch | 00:26:55 Und ich nehme an, für die Ausbildung ist es nochmal relevant, was die Menschen von Haus aus schon mitbringen, oder? Weil ich nehme an, dass du als Heizungsbaumeister dazu gestoßen bist, das schadet dir auch nicht.

Sven Eichstaedt | 00:27:05 Genau, das ist eigentlich genau der Unterschied zum THW im Ortsverband. Ich bin ja nun da Helfer, Kraftfahrer in der Ölschadensbekämpfung. Beruflich bin ich Projektmanager, sage ich jetzt mal und fahre in meiner Freizeit LKW und dann wird das THW auch mich ausbilden als Kraftfahrer, dass ich da meine Aufgaben wahrnehmen kann. Und das ist bei der SEEWA wieder anders. Wir suchen die berufliche Expertise. Quasi der Elektriker, der auch wirklich im Berufsalltag irgendwo die Stromleitung auf Baustellen verlegt, Lampen montiert, den suchen wir. Oder der Rohrleitungsbauer, der irgendwo Heizungsrohre verlegt oder Wasserleitungen verlegt, den suchen wir für unser Team, damit wir dann im Einsatz immer mit dieser Expertise quasi da sind und helfen können. Und das kannst du den Leuten nicht beibringen. Also wir können nicht bei der SEEWA den Leuten eine Berufsausbildung für einen Elektriker geben. Oder zum Gas-Wasser-Instateur, Heizungsbauer oder sonst was. Und genau das ist der Unterschied. Im Ortsverband kriege ich die Ausbildung für meine Funktion. Hier ist eher der berufliche Werdegang für uns wichtig. Deshalb auch diese Bewerbung, wo wir dann sehen können, passt der mit seiner beruflichen Qualifikation auf diese Funktion? Also gerade auch der Elektriker, wenn der da irgendwo mal ein Kabel falsch... verdrahtet, dann kann es ein riesiges Problem geben. Daher, also das ist wieder da anders und genau diese Leute suchen wir, die im Beruf quasi mitbringen und dann ich sag jetzt mal noch ein bisschen Auslandsinfo kriegen, Einsatzgrundlagen Ausland, Gesundheitsgefahren, weiß ich nicht, Tiere, Mücken und so weiter, also den Kram, den man dann da hat, Hygiene, um dann da im Einsatz einen vernünftigen Einsatzauftrag abzuarbeiten.

Frank Nägler | 00:28:56 Wie häufig warst du denn schon im Einsatz mit der SEEWA?

Sven Eichstaedt | 00:29:00 Schon sehr oft. Also mein erster Einsatz war jetzt 2005 für die SEEWA in Balakot, Pakistan. Nach dem Erdbeben. Und so zog sich es dann durch. Also ich kriege jetzt glaube ich nicht alle, aber Haiti, Mosambik, Madagaskar nach Überschwemmung, Uganda nach Überschwemmung, Nepal 2015. Das war ein sehr prägnanter Einsatz, weil ich unmittelbar nach dem Einsatz sechs Monate später dann dort auf den Annapona gestiegen bin und hatte gerade die Reise gebucht. Am Mittwoch, weiß ich noch, war ein Mittwoch und am Samstag hörte ich morgen in den Nachrichten ein schweres Erdbeben in Nepal. Dann ging es genauso los. Sie war Voralarm. Hallo Sven, wo bist du? Alles klar, da und da. schon mal für dich zur Info, könnte eventuell ein Einsatzauftrag kommen. Eine Stunde später war schon der Anruf, du gehst ins Vorauskommando. Und dann ging es auch schon los.

Manuel Behrenbruch | 00:30:08 War das der Einsatz, wo du in anderthalb Stunden abgereist bist?

Sven Eichstaedt | 00:30:12 Genau, das war dann nach Luxemburg und von da aus mit dem französischen Search-and-Rescue-Team, mit Hunden und so weiter, sind wir dann mit zu zweit raufgekommen. Meine Person als technischer Leiter quasi oder in der Funktion technischer Leiter und der Medical, weil wir recht schnell verfügbar waren und konnten halt auch da sein. Aber wir sind dann halt auch an der Stelle nach dem Einsatz Team erst angekommen.

Manuel Behrenbruch | 00:30:35 Okay. Und war das so der Einsatz, der dir auch am meisten in Erinnerung geblieben ist oder gibt es da einen anderen?

Sven Eichstaedt | 00:30:44 Nepal war jetzt oder ist jetzt gerade wieder so hervorgerufen. Wir hatten erst vor vier Wochen wieder eine Ausbildung mit der SEEWA und da haben wir das Thema Erdbeben nochmal beleuchtet. Und das war halt ein Einsatz, wo wir im Einsatz dort waren und dann nochmal ein schweres Nachbeben kam, wo auch Helfer von uns verletzt worden sind und dann auch mit schweren Verletzungen nach Hause fliegen mussten. Und das war schon für mich ein... Sehr prägender Einsatz. Und natürlich ist Nepal bei mir auch hängen geblieben. Wie gesagt, ich war dann sechs Monate da auch im Urlaub und hatte dann da halt auch nochmal die Möglichkeit, die Schäden oben in den Gebirgslagen dann halt selber auch nochmal zu sehen. Deshalb ist Nepal mir so gerade so in den Kopf gekommen.

Manuel Behrenbruch | 00:31:29 Gibt es auch, das klingt vielleicht komisch, aber positive Dinge, die du dir für mich, für dich mitnimmst aus so einem Einsatz? Auch positive Erlebnisse? Ich meine, man tut ja erstmal was Gutes. Und da gibt es ja auch vermutlich Feedback von der Bevölkerung. Man sieht, warum man das alles macht. Was hat man da so für Erlebnisse?

Sven Eichstaedt | 00:31:48 Ja, also Usambique war zum Beispiel so ein Einsatz, nachdem wir die Trinkwasseranlage dort in Betrieb genommen haben. War so ein riesengroßes... Ich sag mal fest dort, so wirklich mit afrikanischen Tänzen. Für euch jetzt? Ja, für uns. Wir wurden da gesegnet, die Anlage wurde gesegnet. Und dann sind wir da wirklich in diesem Dorf, da gab es dann diesen einen großen Baum. Dann darunter versammelten sich dann wirklich alle aus der Community. Und dann wurden uns da Tänze aufgeführt, ein Theaterstück von dem Zyklon, der damals da rüber geweht ist. Haben sie dann nachgespielt. Dann mussten wir da halt mit. mittanzen und so weiter. Also war sehr, sehr interessant und das ist, das sind so auch die tollen Momente. Also auch Uganda damals, dann wurden wir da verabschiedet von den Leuten. Wenn wir einen Teamwechsel hatten, man baut in den vier Wochen schon auch eine Verbindung auf zu den quasi Betroffenen.

Frank Nägler | 00:32:49 Ich finde das echt mega spannend. Man muss sich, glaube ich, bewusst machen, dass das kein Urlaub ist, aber wenn du so erzählst, sind das doch eigentlich auch sehr viele... Schöne Momente, die man da mitnimmt, oder?

Sven Eichstaedt | 00:32:57 Auf jeden Fall. Also auch mit den Leuten, mit den Teams, wenn man, ich sag auch mal, einfach schwierige Probleme löst. Wenn am Ende so eine 4-Zoll-Rohrleitung wieder geschweißt worden ist unter den echt widrigsten Bedingungen und du dann sagen kannst, okay, wir können die Leitung wieder in Betrieb nehmen und am Ende sind da irgendwie 4.000 Menschen, die dann wieder Wasser ziehen können. Was nach dem Erdbeben erstmal nicht möglich ist, sind halt echt tolle Momente dann.

Manuel Behrenbruch | 00:33:28 Freut man sich immer über eure Hilfe oder gibt es auch Skepsis?

Sven Eichstaedt | 00:33:34 Die Skepsis ist immer am Anfang, wenn wir in diese Meetings reinkommen. Also international kennt man uns. Wenn wir irgendwo bei diesen WOSCH-Meetings auftreten, und das hatte ich auch schon mal erlebt in Äthiopien. Das deutsche THW ist da, alles klar. Jetzt wirklich so in der Form hatte der Meetingverantwortliche das gesagt. Aber ja klar, stell dir vor, ich komme in dein Land und sage hier, ich bin freiwillig hier mit 13 Mann. Da stehen zwei Sattelzüge mit lauter silbernen Kisten drauf. Da ist eine Trinkwasseranlage drin. Ich brauche keine Unterkunft. Ich habe mein eigenes Zelt dabei und zeige mir jetzt einfach den Platz, wo Rohwasser ist und ich mache dir daraus halt Trinkwasser. Und das alles kostet auch kein Geld für dich in dem Moment.

Manuel Behrenbruch | 00:34:25 Okay, ja, da könnte man schon mal hinterfragen. Ist das so richtig? Aber das gibt es? Also da müsst ihr Überzeugungsarbeit leisten, dass das gut ist, was ihr tut?

Sven Eichstaedt | 00:34:33 Ja, also Mosambik war mit den Vorabsprachen und da waren ja auch Fachleute dabei. Wir haben erklärt, welches System wir haben, welches Labor wir mitführen, Mikrobiologie. Die wussten ganz genau, auf welchem Niveau wir arbeiten. Aber die haben erst wirklich das uns geglaubt, als die zwei Sattelzüge auf diesem Gelände, wir waren da auf einer Schule. raufgefahren sind und wir dann tatsächlich angefangen haben, die Sachen auszuladen, unsere Zelte aufzubauen, parallel die Trinkwasseranlage, die Rohwasserbehälter mit Wasser zu befüllen, Rohwasser, verschmutzten Rohwasser zu befüllen, dann haben die erst verstanden, die Jungs meinen es sehr ernst.

Manuel Behrenbruch | 00:35:13 Ja, beeindruckend. Also bin da ein bisschen sprachlos. Also diese Dimensionen, die haben mich schon beeindruckt. Diese vier Wochen haben mich beeindruckt, die lange Ausbildungsdauer, auch wenn du sie gar nicht lang findest. Das ist schon ein richtiges Brett. Also das ist schon alles sehr, sehr professionell, sehr durchdacht und groß. Also wirklich beeindruckend. Hast du noch Fragen, Frank?

Frank Nägler | 00:35:35 Ich glaube, wir können bestimmt noch stundenlang reden. Aber so langsam läuft uns, glaube ich, auch die Zeit davon.

Manuel Behrenbruch | 00:35:44 Genau. Ziel war es ja mal so ein bisschen einen Eindruck zu kriegen, mal zu verstehen, was ist eigentlich die Seba, wie funktioniert die, wie wird sie alarmiert, wie läuft es vor Ort ab. ein bisschen Eindruck davon zu kriegen, wie ist das eigentlich menschlich. Und ich glaube, das haben wir geschafft in dieser Zeit. Sven, hast du noch irgendeinen Appell vielleicht, den du rausschicken willst? Vielleicht gibt es jetzt Menschen, die sagen, ich habe da auch Lust drauf.

Sven Eichstaedt | 00:36:06 Also an der Stelle immer wieder dahinter... wenn Kameraden des THWs eine Möglichkeit sehen, sich noch im Ausland zu beteiligen, an den Einsätzen, dann gerne an die SEEWA Nord in Neumünster wenden und vielleicht sehe ich den einen oder anderen dann wieder bei so einer Vorstellungsrunde der SEEWA.

Manuel Behrenbruch | 00:36:30 Spannend. Also ich glaube, das können wir so stehen lassen. Sven, wir sind ganz, ganz dankbar, dass du da warst. Wir haben eine Menge erfahren. Alle, die dazuhören durften, sind glaube ich jetzt deutlich klüger, begeistert von dieser ganzen Aktion und haben eine Menge über die SEEWA mitgenommen. Ganz lieben Dank für deinen Besuch.

Frank Nägler | 00:36:45 Ja, auch von meiner Seite ganz herzlichen Dank und wir werden glaube ich in den Shownotes nochmal die ganzen Abkürzungen aufgreifen und erklären. Ich glaube, da sind einige gefallen heute.

Manuel Behrenbruch | 00:36:53 Das machen wir. Tschüss Sven.

Frank Nägler | 00:36:54 Vielen Dank Sven.

Sven Eichstaedt | 00:36:55 Vielen Dank. Tschüss.

Veröffentlicht 02.01.2024 10:00
Dauer 00:37:17
Staffel 1 Folge 4
Gast Sven Eichstaedt
SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland) vom THW.
Zeig uns einfach einen Platz mit Rohwasser und wir machen Trinkwasser draus. Sven Eichstaedt